BÜHNE - 4. Quartal 2017


Samstag, 14. / Sonntag, 15. Oktober
(weitere Aufführungen am 21. und 22. Oktober)

11 und 17 Uhr (14.10. nur 17 Uhr) 
Marionettentheater Schartenhof 
Mozärtlich: Die Entführung aus dem Serail

Die zugrunde liegende Geschichte fußt auf einem Libretto von C. F. Bretzner. Sie wurde von Johann Gottlieb Stephanie d. J. und Mozart stark umgearbeitet und erweitert (nicht nur nach heutiger Auffassung urheberrechtswidrig). Mozart konnte damit zum ersten Mal weitestgehend seine Vorstellungen von einem Opernlibretto umsetzen:

(c) Foto: Katharina Zürcher
Belmonte, der Sohn des spanischen Kommandanten von Oran, Lostados, ist auf der Suche nach seiner Verlobten Konstanze, die zusammen mit ihrer englischen Zofe namens Blonde und mit Belmontes Diener Pedrillo auf einer Schiffsreise von Piraten überfallen wurden. Die Piraten verkauften alle drei als Sklaven in die Türkei an einen Bassa Selim. Dieser Bassa war als Christ in Oran aufgewachsen, aber von Lostados unter unwürdigen Bedingungen vertrieben worden; er verließ seine Heimat und brachte es in türkischen Diensten zu Reichtum und Ansehen, und erhielt die Würde eines Bassa (Pascha). Er kaufte Konstanze und deren beide Begleiter von den Piraten, behandelte sie aber nicht als Sklaven, im Gegenteil: Pedrillo erhielt die Oberaufsicht über die Gärten, Blonde blieb zu Konstanzes Verfügung. Im Laufe der Zeit bezauberte Konstanzes Charakter den Bassa so sehr, dass er ihre Liebe gewinnen wollte, aber Konstanze verweigerte sich. Da gelingt es Pedrillo, eine Nachricht an Belmonte zu senden und ihm ihren Aufenthaltsort mitzuteilen. Ab jetzt wird's verwickelt …

(c) Foto: Katharina Zürcher

Das Werk ist zunächst als unterhaltsames Stück angelegt, erreicht aber in vielen Szenen große emotionale Tiefe und Komplexität. Die Charaktere wachsen durch die differenzierte Zeichnung in den Arien und Ensembles weit über die stereotype Singspielhaftigkeit hinaus. Mozart hat mit dieser Oper die Reihe seiner reifen Meisterwerke eröffnet und damit auch von der privaten Lebenssituation her endgültig den Schritt zur erträumten Existenz als unabhängiger Künstler geschafft. Nicht zufällig trägt die weibliche Hauptfigur den Namen seiner späteren Frau Konstanze (die er kurz darauf gegen den Willen seines Vaters in Wien heiratete).

Die Entführung aus dem Serail wurde im Auftrag des Kaisers Joseph II. geschrieben, der damit ein Nationalsingspiel als Gegenstück zur italienisch geprägten Hofoper schaffen wollte. Sie war von Anfang an ein großer Erfolg und etablierte den ein Jahr zuvor aus Salzburg zugezogenen Mozart in Wien.

Schartenhof Eckelshausen 
voraussichtlich € 20 (erm. € 12)
Kartentelefon 06461 27 10
oder via Mail




Freitag, 3. und Samstag, 4. November

19 Uhr – Schloss Biedenkopf
DAS THEATER: Sonny Boys

© mittelhessen.de
Zwei Schauspieler waren als die „Sonny Boys“ berühmt. Wegen ständiger Streitigkeiten lösen sie sich voneinander. Im Alter sollen sie nochmals gemeinsam auftreten. Nach langem Zögern versuchen sie es. Und sie können sich sicher vorstellen, was dann passiert. Der alte Streit ist wieder da, aber auch die Erkenntnis, dass da noch eine tiefe Verbundenheit ist, die allerdings keiner zugeben will.

Sonny Boys gehört zu den bekanntesten Stücken des Dramatikers Neil Simon. Es spielt das Ensemble Das Theater der vhs des Landkreises Marburg-Biedenkopf in einer Inszenierung von Isa Perski. Die Dramaturgie besorgt Günter Jahn.

Hinterländer Geschichtsverein e.V. / Schlossverein Biedenkopf e.V.
Eintritt 10 €  




Freitag, 10. - Sonntag, 12. November

19 Uhr – Schloss Biedenkopf, Rittersaal
DREI MAL PHÖNIX: Biedenkopf brennt!

300 Jahre ist es her, dass die Biedenkopfer Altstadt zuletzt in Flammen aufging. Anlass für Christoph Kaiser, das Stück Drei mal Phönix zu verfassen und mit seiner Schauspieltruppe vom Schenckbarschen Hof Theater unter seiner Regie auf die Bühne zu bringen. Aufgeführt wird im Rahmen der Herbstabende 2017.


Zum Inhalt: Im Juli 1717 feiern die Bürger Biedenkopfs in Battenberg den Jakobimarkt, als plötzlich über den Bergen eine große schwarze Rauchwolke steht: Biedenkopf brennt! Schon zweimal zuvor war die Stadt in den letzten achtzig Jahren niedergebrannt, und nun schon wieder! Außerdem waren erst vor drei Jahren die Biedenköpfer Bürger durch Tumulte um das Hospital in der Hauptstadt Darmstadt unangenehm aufgefallen, jetzt ist die Stadt auf die Hilfe der Regierung angewiesen. Ein darmstädtischer Beamter erscheint, um die Schäden aufzunehmen und wichtige Entscheidungen über die Zukunft Biedenkopfs zu treffen.

In diesem Umfeld kämpfen die Bürger der Stadt auch um ihre private Zukunft. Wie soll es wirtschaftlich weitergehen? Lebenserfahrung trifft auf jugendlichen Optimismus, berechtigte Sorgen und Nöte auf panische Zukunftsangst, auf Tod folgt Leben. Und Biedenkopf ersteht zum dritten Mal wie ein Phönix aus der Asche.

Hinterländer Geschichtsverein e.V. / Schlossverein Biedenkopf e.V.
Eintritt10 €




Sonntag, 12. November

20 Uhr – Bürgerhaus Biedenkopf
DER WELTVERBESSERER: Keiner versteht mich!

Der Weltverbesserer sitzt auf seinem hohen Sessel und beklagt sich darüber, immer nur missverstanden zu werden. Nur die Frau (wie alle Charaktere des Stückes namenlos) ist ihm vertraut, lässt sich von ihm beschimpfen und als Dienerin ausnutzen. Zwischen den beiden wird eine paradoxe Abhängigkeit erkennbar. Am Tag, an dem das Stück spielt, soll der Weltverbesserer für sein Traktat zur Verbesserung der Welt zum Ehrendoktor ernannt werden. In der letzten Szene erscheinen die akademischen Würdenträger der Universität sowie der Bürgermeister, um ihn auszuzeichnen, ohne jedoch den philosophischen Gehalt seines Traktats verstanden zu haben.

Thomas Bernhard (1931 - 1989) war österreichischer Schriftsteller. 1970 erhielt er den Georg-Büchner-Preis; seit den 1980er Jahren wird er international zu den bedeutendsten österreichischen und deutschsprachigen Autoren gerechnet. Viele Romane und Erzählungen Bernhards bestehen zum Großteil oder zur Gänze aus Monologen des Ich-Erzählers und einem fiktiven stummen oder beinahe stummen Zuhörer oder Schüler. Anlässlich einer häufig überspitzt und grotesk dargestellten Alltagssituation oder einer von ihm selbst konstruierten philosophischen Frage referiert der Ich-Erzähler seine Sicht der Dinge. Auch in Bernhards Dramen findet sich häufig eine ähnliche Konstellation.
"Ab und zu hat der Denkende die Pflicht in das Weltgeschehen einzugreifen."
Bernhards Texte sollten aber nicht nur als gallige oder komische Ergüsse gegen alles und jeden gelesen werden. Es geht in den Romanen immer auch um die Tragik, die Vereinsamung, die Selbstzersetzung eines Menschen, der nach Vollkommenheit strebt. Zudem sind seine Werke meist, verglichen mit anderer avantgardistischer Literatur, gut verständlich, da Bernhard philosophischen Passagen stets alltägliche, oft geradezu banale Betrachtungen gegenüberstellt, wodurch er ihnen – und gleichzeitig den Sprechern, die sie hervorbringen – ihren allzu großen Ernst nimmt. 

Kultur- und Veranstaltungsring e.V. Biedenkopf
Eintritt 14-22 € (ermäigt 12-19 €) 
Vorverkauf: HOLIDAY LAND, Reiseagentur Meridian, Hospitalstr. 14, Tel. 06461 2031




Sonntag, 3. Dezember

19 Uhr – Marktplatz Biedenkopf, Ziegenberg
DER KLEINE HÄWELMANN: Mehr, mehr! 

Bereits zum dritten Mal lädt das Schenkbarsche Hof Theater Biedenkopf im Advent zu einem Wandeltheater durch die Oberstadt. Nach den eher besinnlichen Aufführungen der letzten Jahre mit dem Mädchen mit den Schwefelhözern und Schuster Martin wird es dieses Jahr fröhlicher zugehen, wenn die Gäste eingeladen sind, dem Ausflug des kleinen Häwelmann auf einem Mondstrahl (nach Theodor Storm) vom Ziegenberg bis in den Hof des Schenkbarschen Hauses zu folgen.


Theodor Storm verfasste das Kunstmärchen um den kleinen Jungen mit der ungebremsten Abenteuerlust im Jahr 1849. Der erstaunlich kurze, aber von kraftvollen Bildern getragene Text eignet sich hervorragend für Bilderbuch- oder auch Theaterbearbeitungen. Häwelmann ist die plattdeutsche Bezeichnung für ein kleines Kind, das übertriebene Aufmerksamkeit für sich einfordert – in diesem Fall vom guten alten Mond, der den Jungen in dessen Bettchen auf einem silbernen Strahl aus dem Zimmer in die Welt hinaus rollen lässt. Den unermüdlichen Schreien nach "Mehr, mehr!" kann der Mond kaum nachkommen, zumal er auf sein gutmütiges "Junge, hast du denn noch nicht genug?" nur immer wieder dieselben Worte um die Ohren bekommt. Zuletzt ist es dann aber die Sonne, die den schlaflosen kleinen Helden wie einen Mini-Ikarus kurzerhand ins Meer stürzen lässt. Wo er, wie Theodor Storm seinen kleinen und großen Lesern versichert, leicht hätte ertrinken können, "wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten."


Berühmt geworden sind die Häwelmann-Illustrationen von Else Wenz-Viëtor, die in den 1920er und 1930er Jahren zu den bekanntesten und produktivsten Bilderbuch-Illustratoren in Deutschland gehörte. Das Schenkbarsche Hof Theater präsentiert die Geschichte in einer Bearbeitung durch Regisseur Christoph Kaiser.

Eintritt frei

Die Vorstellung beginnt auf dem Ziegenberg